Speed Dating in Film und Theater

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Zunächst: Was ist eigentlich „Speed Dating“?

Beim Speed Dating handelt es sich um einen formalisierten Prozess der Partnervermittlung, der darauf abzielt, in Frage kommende Singles zu ermutigen, eine große Anzahl neuer potenzieller Partner in einem sehr kurzen Zeitraum kennenzulernen.

Wie ist ein Speed Dating organisiert?

In der Regel ist für Speed-Dating-Veranstaltungen eine vorherige Anmeldung erforderlich. Die Teilnehmer treffen sich abwechselnd in einer Reihe von kurzen "Dates", die je nach Veranstalter zwischen drei und acht Minuten dauern.

Am Ende jedes Intervalls läutet der Veranstalter eine Glocke, stößt mit einem Glas an oder bläst in eine Pfeife, um den Teilnehmern zu signalisieren, dass sie zum nächsten Date weitergehen können.

Am Ende der Veranstaltung übermitteln die Teilnehmer den Organisatoren eine Liste mit den Personen, denen sie ihre Kontaktinformationen zur Verfügung stellen möchten. Wenn es eine Übereinstimmung gibt, werden die Kontaktdaten an beide Parteien dieses Matches weitergeleitet.

Während des ersten Treffens können die Kontaktdaten in aller Regel noch nicht ausgetauscht werden, um den Druck zu verringern.

Im Vereinigten Königreich, in Deutschland, in Kanada und in den Vereinigten Staaten gibt es inzwischen regelmäßig Speed-Dating-Veranstaltungen. Die Anforderungen für jede Veranstaltung variieren je nach Veranstalter. Während häufig 7 Männer und 7 Frauen teilnehmen, sind es beim Speeddating XXL beispielsweise bis zu 20 Männer und 20 Frauen.

Gibt es Einschränkungen für die Teilnahme?

Eine gängige Einschränkung für Veranstaltungen ist eine bestimmte Altersspanne je nach Geschlecht. Dieses wird entsprechendmit dem Zusatz „Speeddating über 50“ oder schlicht und kurz als ü40, ü50 oder ü60 bezeichnet. Der Dokumentarfilm „Age of Love“ beschreibt beispielsweise eine Speed-Dating-Veranstaltung, die für Erwachsene von 70 bis 90 Jahren organisiert wird.

In Deutschlang gab es zu diesem Thema den Film „Altersglühen – Speed Dating für Senioren„.

Andere gesellschaftliche Gruppen sind beispielsweise LGBTQ-Personen, polyamore Menschen oder religiöse Gruppierungen wie z.B. gläubige Christen. Speed-Dating-Veranstaltungen für Hochschulabsolventen sind ebenfalls üblich.

Wie erfolgsversprechend ist Speed Dating?

Nach Angaben der New York Times finden die Teilnehmerinnen beim Speed-Dating durchschnittlich 2 von 10 oder 3 von 10 Matches. Online-Dating-Teilnehmer finden dagegen nur bei 1 von 100 oder weniger der untersuchten Profile einen passenden Partner.

Wie die BBC in The Science of Love berichtet, dauert es nur zwischen 90 Sekunden und 4 Minuten, bis eine Anziehung Face to Face festgestellt wird, was dem Speed-Dating einen Vorteil gegenüber dem ansonsten üblichen Online-Dating verschafft.

Seit wann gibt es Speed Dating?

Im 19. Jahrhundert gab es in einigen Gegenden der Vereinigten Staaten den Brauch des „New Year’s Calling„, der vielleicht ein Vorläufer des modernen Speed-Dating war.

Der Brauch bestand darin, dass viele junge, alleinstehende Frauen am Neujahrstag, dem 1. Januar, einen Tag der offenen Tür (eine Party oder einen Empfang, bei dem das Haus einer Person für Besucher geöffnet ist) veranstalteten. Zu diesem luden sie Junggesellen, sowohl Freunde als auch Fremde, zu einem kurzen Besuch ein. Diese Besuche dauerten oft nur 10 Minuten.

Das früheste dokumentierte Beispiel für Speed-Dating stammt von Aryeh (Alan) und Rena Hirsch aus Los Angeles, die Anfang 1996 Speed-Dating als Lösung für das Problem typischer Single-Veranstaltungen entwickelten, bei denen ihrer Meinung nach nur die attraktivsten Frauen und die mutigsten Männer am Ende des Abends Erfolg haben würden.

Durchschnittlich attraktive Frauen und weniger aufgeschlossene oder schüchterne Männer hätten hingegen kaum Erfolg bei den damals üblichen Single-Partys.

Was ist wichtiger: Erster Eindruck oder Eigenschaften?

Eine 2005 an der University of Pennsylvania durchgeführte Studie über mehrere Speed-Dating-Veranstaltungen ergab, dass die meisten Personen ihre Wahl innerhalb der ersten drei Sekunden nach dem Treffen trafen.

Außerdem wurde festgestellt, dass Themen wie Religion, frühere Ehen oder Eigenschaften wie Rauchgewohnheiten eine weitaus geringere Rolle spielen als erwartet.

Eine Studie aus dem Jahr 2006 in Edinburgh, Schottland, ergab, dass 45 % der weiblichen Teilnehmer an einem Speed-Dating-Event und 22 % der Männer innerhalb der ersten 30 Sekunden eine Entscheidung getroffen hatten. Außerdem ergab die Studie, dass Dialoge über Reisen zu mehr Übereinstimmungen führten als Dialoge über Filme.

In einer Studie aus dem Jahr 2012 fanden Forscher heraus, dass die Aktivierung bestimmter Hirnregionen beim Betrachten von Bildern andersgeschlechtlicher Speed-Dating-Teilnehmer eine Vorhersage darüber traf, ob ein Teilnehmer die betrachteten Teilnehmer später bei einer tatsächlichen Speed-Dating-Veranstaltung verfolgen oder ablehnen würde.

Männer und Frauen trafen ihre Entscheidungen auf ähnliche Weise, wobei sie die körperliche Attraktivität und Sympathie der betrachteten Teilnehmer in ihre Bewertung einfließen ließen.

Welche Rolle spielen das Alter und die Größe?

Eine Studie von Michèle Belot und Marco Francesconi aus dem Jahr 2006, in der die relativen Auswirkungen von Präferenz und Gelegenheit bei der Partnerwahl untersucht wurden, ergab, dass das Alter einer Frau der wichtigste Faktor ist, der die Nachfrage von Männern bestimmt. Obwohl es weniger wichtig ist als bei Männern, ist das Alter immer noch ein sehr wichtiger Faktor.

Dieselbe Studie ergab, dass die Körpergröße eines Mannes einen signifikanten Einfluss auf seine Attraktivität bei vielen Frauen hat, wobei sich sogar mathematisch genau festhalten ließ dass eine Verringerung der Körpergröße zu einem Rückgang der Begehrlichkeit um 5 % pro Zoll (1 Zoll = 2,54 cm) führt.

Speed Dating in Serien und Filmen

Das Dating-Format wurde in zahlreichen Serien und Filmen dargestellt sowie auch in Theaterstücken gezeigt. Dabei wird es meisten als Komödie oder tragisch-komisch (bzw. als Dramedy) verarbeitet.

In kürzeren Szenen zu sehen ist Speed Dating in den den Film „Hitch“ (mit Will Smith als „Date Doktor“) sowie in der Steve-Carell-Komödie „Jungfrau (40), männlich, sucht …„.

Auch in der Serie Frasier nimmt die Hauptfigur an einem Speed Date teil, beschreibt es allerdings als den „Stress und die Demütigung eines Blind Dates mal zwölf“ (Folge: „Sliding Frasiers“, 2000).

In Sex and the City behauptet die erfolgreiche Anwältin Miranda, sie sei Stewardess, um ihr Gegenüber nicht abzuschrecken (Folge: „Don’t Ask, Don’t Tell“, 2000).

Auch Monk, der zwangsneurotische Polizist aus der gleichnamigen Serie, versucht sich beim Speed Dating. Dies jedoch nur, um sich einer Verdächtigen zu nähern (Folge: „Mr. Monk Goes to the Theater“, 2003.

Weitere Serien in denen das Thema aufgenommen wurde sind The L Word (Folge "Lifeline", 2006); Law & Order: Special Victims Unit, Folge "Starved", 2005; sowie Gilmore Girls mit der Folge "But Not as Cute as Pushkin" im Jahr 2004.

Während es in den meisten amerikanischen Filmen und Serien nur kürzere Speed Dating Szenen gibt, füllt dieses Dating Format in „Shoppen“ erstmals einen ganzen Spielfilm. Regisseur Ralf Westhoff lässt 18 Frauen und Männer darin aufeinandertreffen.

„Ralf Westhoff hat es gleich mit seinem ersten Langfilm geschafft, gegen alle klassischen Gebote der Filmdramaturgie zu verstoßen. […] Und er hat es dennoch geschafft, […] einen herausragenden Film daraus zu zaubern, der Spaß macht. […] Großartig die Dialoge, die Ralf Westhoff auch noch geschrieben hat, und zwar so, dass jeder sich in mindestens einer Person wieder findet. Und auch so, dass sie gleichzeitig improvisiert wirken und doch auf den Punkt kommen.“
Peter Zander, in: Die Welt

Speed Dating als Theaterstück – „Shoppen“

Die Vorlage „Shoppen“ wurde mehrfach für das Theater adaptiert. So zum Beispiel in der Bühnenfassung von Jürgen Popig am Theater im OP in Göttingen.

Theateradaption des Films „Shoppen“, Regie: T. Löding, Göttingen 2016

In der Göttinger Fassung nehmen im Unterschied zum Film 5 Frauen und 5 Männer an der Partnersuche teil. Anders als in der Kinoversion wurden im Universitätstheater zudem die Dialoge eingerahmt von Tanzszenen. Auf dem obigen Foto ist die Abschlusschoreografie zu sehen (Bild: Dirk Opitz). Aus einer Kritik:

»Die scharfsinnigen Dialoge sorgen für ein Feuerwerk an amüsanten Interaktionen im Fünf-Minuten-Takt. … „Shoppen“ bietet 90 Minuten kurzweilige Unterhaltung garniert mit erotischer Spannung, subtiler Tragik und prächtigem Wortwitz. Das Publikum beklatschte die Mitwirkenden der Bühne mit lang anhaltendem Applaus für eine stimmige Inszenierung. Zu Recht.«
Georg Hafner, Kulturbüro Göttingen, 05.11.2016

Fazit: Speed Dating als kulturelles Phänomen hat viele Gesichter

Wie in diesem Beitrag gezeigt, hat Speed Dating einige Vorläufer die bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen .

Nach seinem Siegeszug in den 90er Jahren wurde es immer wieder in Serien, Filmen und gelegentlich auch im Theater aufgegriffen. Als kulturelles Phänomen hat es im Laufe der Zeit viele Gesichter angenommen.

Und da sich nicht alle Singles für Dating Apps begeistern können, werden Live-Dating-Formate wie Face to Face – Dating oder eben das „klassische“ Speed Dating vermutlich auch in Zukunft ihre Berechtigung haben.

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Quellen

Artikel „Speed Dating“ https://en.wikipedia.org/wiki/Speed_dating#References, Autoren: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Speed_dating&action=history

Asendorpf J.B, Penke L & Back M.D (2011). From dating to mating and relating: Predictors of initial and long‐term outcomes of speed‐dating in a community sample European Journal of Personality, 25(1), 16-30.

Finkel E.J, Eastwick P.W, Karney B.R, Reis H. T., Sprecher S. (2012). Online dating: A critical analysis from the perspective of psychological science. Psychological Science in the Public Interest, 13, 3–66

Jaffe, I. „Seniors Speed Date in „Age of Love“ Science, 8 March 2015. https://www.npr.org/2015/03/08/391619575/seniors-speed-date-in-age-of-love

Cooper, Jeffrey C.; Dunne, Simon; Furey, Teresa; O’Doherty, John P. (2012). „Dorsomedial Prefrontal Cortex Mediates Rapid Evaluations Predicting the Outcome of Romantic Interactions“. The Journal of Neuroscience. Society for Neuroscience. 32 (45): 15647–15656. doi:10.1523/JNEUROSCI.2558-12.2012. PMC 3513285. PMID 23136406.

Psychology Today Mar/Apr 1996: The Smell of Love“. Psychologytoday.com.

Janz P, Pepping C.A & Halford W.K (2015). Individual differences in dispositional mindfulness and initial romantic attraction: A speed dating experiment. Personality and Individual Differences, 82, 14-19.

Study Questions Whether Women Are More Selective at Dating“. LiveScience.com.

BBC Science | Human Body & Mind | Language of Love“. Bbc.co.uk. 1 October 2002. Retrieved 12 July 2011.

Artikel vom ONLINE DATING Lexikon, zuletzt aktualisiert am 22. Januar 2024